Da der Thread jetzt schon ziemlich lang geworden ist und nicht jeder die über 26 Seiten durchliest, versuch ich mal(da ich ja momentan viiiieeel Zeit habe) das ganze ein bisschen zusammen zu fassen(bzw. Zusammen kopiert). Hoffe dass ich als Laie dass trotzdem richtig und verständlich herüber bringe, man möge mir Fehler also bitte verzeihen bzw. korrigieren.
Das Zeug ausm Boden:
Zu aller erst gehen wir einmal davon aus, dass
Öl gleich Öl ist. Erst durch Zugabe von verschiedenen Additiven und Polymeren, erreicht man diese verschiedenen Schmiereigenschaften(78% aus Basisöl, 10% Viskositätsindex-Verbesserern, 3% Detergenten, 5% Dispersanten, 1% Verschleißschutz und 3% sonstigen Bestandteilen). Zusätzlich unterscheidet man zwischen
halb synthetischen und
vollsynthetischen Mehrbereichsölen, wobei vollsynthetische Öle vorzuziehen sind. Faustformel: Je höher der Anteil der Additive im Motoröl, desto höher die Qualität– und auch der Preis. Vollsynthetische Öle besitzen gegenüber mineralischen Ölen einige Vorteile:
-> besserer Kaltstart bei tiefen Temperaturen
-> weniger Verschleiß durch schnellere Versorgung der Schmierstellen
-> Schmierfilm reißt auch bei höherer Belastung und hohen Temperaturen nicht ab
Da Motoröl auch Schmutzpartikel und sonstige Ablagerungen aufnimmt, kann man es sozusagen auch als Mülldeponie des Fahrzeugs ansehen, die wir zu jedem Kundendienst säubern.
VW-Normen:
!!Grundsätzlich herrscht im VW Konzern die Aussage, egal welches Öl eingefüllt wird, solange die VW Norm eingehalten(Fahrzeughandbuch beachten) wird, kann man damit fahren!!
Daher hier gleich eine Übersicht der aktuellen gültigen VW Normen:
Benziner:
VW 50200 Leichtlauföle für Ottomotoren unter erschwerten Einsatzbedingungen.
VW 50300 Norm für Pkw-Benzinmotoren mit Wartungsintervallverlängerung (WIV: bis 30.000 km, bis 2 Jahre). Übertrifft die Anforderungen von 50200 (HTHS 2,9-3,4 mPa*s).
VW 50301 Norm für hoch aufgeladene Pkw-Benzinmotoren (z.B. Audi S3, TT) (HTHS >3,5 mPa*s).
(0W-40) / (0W-30)
VW 50400 Norm für Ottomotoren(enthält alle vorhergehenden Normen). (angehobener HTHS)
(5W-30)
Diesel:
VW 50500 Ganzjahres-Motorenöl für Dieselmotoren mit und ohne Turboaufladung.
VW 50501 Ganzjahres-Motorenöl speziell für Pumpe-Düse-Dieselmotoren (ohne WIV).
(5W-40)
VW 50600 Norm für Dieselmotoren mit Wartungsintervallverlängerung (WIV: bis 50.000 km, bis 2 Jahre). (HTHS 2,9-3,4 mPa*s) nicht für Pumpe-Düse-Dieselmotoren.
(0W30)
VW 50601 Norm für Pumpe-Düse-Dieselmotoren mit Wartungsintervallverlängerung (WIV) (HTHS 2,9-3,4 mPa*s). [Longlife II]
(0W-30)
VW 50700* Norm für Pumpe-Düse-Dieselmotoren mit Wartungsintervallverlängerung mit und ohne DPF (WIV) [Lonflife III]
(5W-30)
*1)
Ausnahme: Für R5 und V10 TDI in Phaeton und Touareg ist weiterhin ein Motorenöl nach VW 506 01 erforderlich. Bestimmte Pumpe-Düse Motoren ohne WIV von Baujahr 1999 bis Anfang 2001 benötigen weiterhin ein Motorenöl nach VW 505 01.
Es gibt 5 VW-Normen, wobei die Norm 505.00 die einzigste ist, die einen Spielraum in der Viskositätsauswahl lässt, Öle nach den Normen 505.01, 506.00, 506.01 und 507.00 hingegen sind Viskositätsgebunden.
Seit 2005 gibt es ein Einheitsöl nach VW-Norm 504.00 und 507.00, das praktisch für alle VW-Motoren geeignet ist. Nach eigener Erfahrung, verwenden seit dem die meisten Konzernwerkstätten 5W-30 von Castrol aus dem Fass, dass dieses 50400 und 50700 enthält, da dies lästige Lagerung verschiedener Ölsorten erspart und man so bessere Konditionen bekommt.
Viskositäten:
So weit so gut, jetzt haben wir ja schon mal die Vorgabe was für eine Spezifikation für unser Fahrzeug(siehe Fahrzeughandbuch) vorgegeben ist. Doch jetzt kommt noch der Faktor der verschiedenen Viskositäten dazu, der nicht unerheblich ist. Hier gilt die Regel, um so niedriger die Zahl vor dem W ist, eine um so höhere Schmierfähigkeit hat das kalte Motoröl beim Kaltstart. Die Zahl steht also für Niedrigtemperatur-Viskosität. Hier mal ein kurzes Beispiel:
0w ist besser* als 5w
5w ist besser* als 10w
10w ist besser* als 15w
*besser(schmiert schneller) ist je nach Anwendugszweck gedacht, aber hier auf den Motor bezogen, kann aber Modellabhängig falsch sein.
So, als zweites haben wir die Zahl nach dem „W“, diese steht für die Belastbarkeit des Motoröls bei hohen Temparaturen, genauer gesagt spricht man hier von der Hochtemperatur–Viskosität und stellt die ausreichend hohe Schmiersicherheit bei höheren Motortemperaturen sicher. Dies heisst für uns, um so heißer die Umgebung ist, um so höher muss die Hochtemperatur–Viskosität sein, um ausreichend zu schmieren. Hier mal ein kurzes Beispiel.
60 ist besser* als 50
50 ist besser* als 40
40 ist besser* als 30
*besser(gewährt bessere Schmierung bei hohen Temperaturen) ist je nach Anwendungszweck gedacht.
Also wer täglich durch die Saharawüste zur Arbeit muss, braucht nicht mit einem 0W-30 anfangen, sondern sollte sich vielleicht bei seinem Öl-Scheich nach einem passenden 5W-50 oder 10W60 umschauen. Oder, wer sein Leben am Nordpol verbringen muss, ist mit einem 0W-30 besser beraten, als mit einem 15W-40.
Grundsatz: Ziel von gutem Öl ist es, Turbolader und Motor schnellstmöglich mit Öl zu versorgen!!. Hier mal das Bild von Seite 1 vom Florian dass das verdeutlicht
Im PKW-Bereich wird idR nur -30er bzw -40er Mehrbereichsöl benutzt. -50er bzw -60er Öle werden alleine schon aufgrund ihres hohen Preises mehr im Rennsportbereich verwendet. Auf dem freien Markt gibt es viele unterschiedliche Mehrbereichsöl Anbieter, die mit verschiedensten Besonderheiten oder Marketingstrategien versuchen uns als Käufer zu gewinnen, in Wahrheit dürfte es jedoch nur eine Hand voll wirklicher Ölabfüller geben, der Rest sind alles Re-Brand Verkäufer, die das Öl in Schiffen oder Lastern angeliefert bekommen und mit eigener Verpackung verkaufen.
Wer viel Geld in sein Auto steckt sollte auch beim Öl nicht geizen und nicht unbedingt das günstigste Öl kaufen. Hochwertige Öle wie z.B. Castrol, Mobil, Fuchs etc. verfügen darüber hinaus über wesentlich bessere Additive und eine bessere Zusammensetzung in chemischer Betrachtung, das führt zu besserer Schmierung weniger Verbrauch bis zu 5% !(Die Werbung verspricht bis zu 12%,das ist Quatsch, aber 5% sind durchaus drinn !) weniger Verschleiß und bessere Abgaswerte kommen dazu. Das Problem ist, das bei der Verwendung von Billigöl meist nicht sofort spürbare Nachteile auftreten, das bekräftigt natürlich die Befürworter der Discounteröle Sprüche wie "Damit läuft die Kiste doch auch ohne Problem" oder "Ich nehme das Öl schon seit 6 Monaten und es ist nichts passiert" hört man dann oft. Die Unterschiede zeigen sich jedoch in einem von uns nicht direkt sichtbaren Ort, dem Motor.
Longlife:
Nachdem die Entwicklungsabteilungen in Wolfsburg auch nicht schlafen, und im lauf der Jahre die Bedeutung von sparsameren Motoren mehr und mehr zunahm, entwickelte man das sog. Longlife Öl, ein Zitat: „von Volkswagen neuentwickelter Motorenschmierstoff, der doppelt so lange wie bisher alterungs- und hochtemperaturstabil bleibt“. Dieses Öl wird zum Teil von VW direkt vertrieben und gibt es in folgenden Versionen:
Longlife II: (G052183M2)
0W-30 VW 503 00 / 506 00 / 506 01 (nicht für DPF)
Longlife III: (GVW052195M2)
5W-30 VW 504 00 / 507 00 (mit und ohne DPF)
Hinweis: Ausgewiesene Longlifeöle dürfen NIEMALS in nicht Longlifefahrzeuge eingefüllt werden!!!
Motorölen nach Longlife II wird jedoch die schlechte Eigenschaft nachgesagt, dass sie auf Grund Ihrer starken Spritspareigenschaft und zu niedrigen „HTHS* bis 2,9 mPas“ zu Verkokung bzw. zu Motorverschlammung führen sollen, was im schlimmsten Fall zu Leistungsverlust oder sogar Motorschaden führen kann.
Als Konsequenz daraus, entwickelte man das Longlife III dass 2005 bzw Modelljahr 2006 (dem neuen Touran) eingeführt wurde, in dem der hths Wert wieder angehoben wurde und heute Standardmäßig in jedes Konzernfahrzeug (Audi/VW/Seat/Skoda) bei Ölwechsel eingefüllt wird.
*HTHS steht für "High Temperature High Shear" und beschreibt die dynamische Viskosität gemessen bei 150°C und einem Schergefälle von 10 pro Sekunde. Durch die Festlegung von Grenzwerten der HTHS soll erreicht werden, daß Motorenöle auch im Lagerbereich (hohe Schergefälle, hohe Öltemperaturen) die nötige Schmiersicherheit besitzen. Der Grenzwert bei Motorenölen mit der Spezifikation ACEA A2/A3 und ACEA B2/B3 liegt bei m 3,5 mPas. Motorenölqualitäten der Kategorie ACEA A1/B1 haben eine abgesenkte HTHS bis 2,9 mPas. Grund der Absenkung ist eine zu erwartende Kraftstoffeinsparung. Zur Zeit laufen Untersuchungen, wieweit die dynamische Viskosität abgesenkt werden kann, ohne daß erhöhter Verschleiß erzeugt wird.(Quelle: Castrol)
Empfehlung:
Um das ganze nicht noch künstlich zu verlängern, schließe ich die Zusammenfassung hier nun und möchte alle die hier noch die Frage stellen werden, „welches Öl kann ich denn kaufen“ ein paar persönliche Hinweise dafür geben:
Benziner:
1.6L, 1.8L, 2.0L, 2.3L Motoren (empfohlen 50300/50301/50400)
5W-30 / 5W-40 / 0W-40
1.8T & V6 Motoren (empfohlen 50301/50400)
0W-40 / 5W-40
Diesel:
1.9L & 2.0 TDI Motoren (VW 50700)
5W-30
Erweiterung:
- Ein mischen verschiedener Viskositäten z.B. 5W-30 mit 5W-40 sollte
dringend vermieden werden! Dies kann zu nicht vorhersehbaren Folgen / Schäden führen.
- Einer WIV von
30.000 bis teilweise sogar
50.000km(
von Ölherstellern zum Teil propagandiert) ist dringend abzuraten! Auch wenn LL2/3 auf einen längeren Wartungsintervall ausgelegt sein sollte, muss man an die enormen Kräfte in einem Motor denken.
Öl wird mit der Zeit nicht besser! D.h. die beigesetzten Additive verlieren ihre Wirkung, somit erhöht sich der Verschleiss bzw. Ablagerungen im Öl können nicht mehr schwebend gehalten werden. Im schlimmsten Fall können Verschlammungen im Motor auftreten!!
Empfehlung: 15.000 KM Ölwechselintervall
- Ölviskositäten von 15W(in speziellen 15W-40) sind in modernen Fahrzeugen (VW/Audi B5/B6/B7/B8 Modellen) dringends zu vermeiden. Diese besitzend meines Wissens nach keine der aktuell nötigen Freigaben für VW/Audi Motoren.
Hinweis: 15W-40 wird in der Oldtimerszene eingesetzt und wer dieses Öl einfüllt bzw weiter empfiehlt, gehört meiner Meinung nach in den Ar sch getreten und zwar gewaltig!